Sabine, Ende 50, radelt im Alltag, weil sie sonst kaum Zeit für Fitness hat und weil das Radfahren fußschonend ist. Sie kombiniert auch Öffis und Leihrad. Nur im Jänner und Februar bleibt das Rad stehen, wenn es ihr zu kalt ist.
„Ich habe mich bei meiner Tochter beklagt, dass ich keine Zeit für Fitness habe. “ – „Aber Mami, du könntest doch mit dem Rad zur Arbeit fahren, dann hast du die Fitness gleich erledigt.“ Das hat Sabine relativ leicht überzeugt, auch weil ihre Tochter ihr das Radfahren im Alltag vorlebt. Ihr Arbeitsweg führt sie vom 15. in den 19. Bezirk, etwa 8 Kilometer, über den Gürtelradweg, rauf, runter, rauf, runter. Sie wählt bewusst nicht die längere und bequemere Variante über den Donaukanal, um sich sportlich zu betätigen.
Sabine hatte Probleme mit dem linken Fuß. Fahrradfahren schont den Fuß und ist sogar gut fürs Knie. Auch dieser gesundheitliche Aspekt motivierte sie, mehr Rad zu fahren. Sabine wandert gern. Nach einem Tag Wandern wählt sie bewusst am nächsten Tag das Fahrrad, um ihren Fuß zu schonen, weil der Fußballen weniger belastet wird und ein Großteil des Körpergewichts auf dem Sattel ruht.
Sie nutzt das Rad immer häufiger für den Weg ins Büro. Das macht ihr auch Spaß, weil sie dann das Rad dabei hat und Anderes unternehmen kann, wie auf der Donauinsel fahren oder zu Treffen radeln. Am Anfang war es mehr so: „Ja, ok, mach ich halt.“ Bis es dann: „Naja, ist aber doch cool“ wurde.
Herbst und Winter laden immer mehr zum Radfahren ein
Radfahren ist angenehm, wenn es kühler ist und die heißen Tage des Sommers vorbei sind. Wenn es morgens regnet, radelt sie nicht. Aber wenn es unterwegs einmal regnet – „Ja mei, das ist halt dann so! “
In Wien gab es in den Jahren 2022 und 2023 von November bis April durchschnittlich 14 Regentage im Monat – somit bleibt mehr als die Hälfte des Monats trocken. Zudem reduzieren sich die Eistage in Wien immer mehr: Um über ein Drittel, vergleicht man die durchschnittlichen Eistage der 2000er Jahre mit denen der 2010er Jahre.
Sabine hat sich mit dicken Handschuhen ausgerüstet. Bei Minusgraden radelt sie nicht – im Januar und Februar bleibt ihr Rad stehen. Jedoch bis weit in den Herbst und ab dem späten Winter radelt Sabine. Durch die dicken Reifen ihres Mountainbikes fühlt sie sich auch bei Nässe auf Schienenstraßen wohler. Sie hat es mit Packlträger und Kotschützern ausgestattet – es dient ihr vorrangig als Stadtrad. Ein Helm ist für sie ein Muss, damit sie sich sicher fühlt.
„Ich habe mir eine coole Regenüberhose zugelegt, die man auf beiden Seiten aufzippen kann, die kann ich auch zum Wandern nutzen! “ Der Vorteil: Man muss nicht reinsteigen, sondern kann die Schuhe beim Anlegen anlassen. Zudem hat sie sich Überschuhe besorgt, so bleiben die Schuhe trocken, wenn der Regen überrascht.
Sabine ist keine Brillenträgerin, hat aber zum Radfahren eine Brille. Es ist eine Sonnenbrille, bei der sich die dunklen Gläser gegen durchsichtige austauschen lassen. Das hilft ihr sehr bei Kälte und Regen.
Stadtrad oder WienMobil-Rad – sie nutzt beide
Manchmal will sie nicht mit dem Rad aus dem Büro zurückfahren, weil sie danach noch verabredet ist und ins Konzert oder Theater geht. Da mag Sabine ihr Fahrrad nicht irgendwo stehen lassen.
„Dafür habe ich das WienMobil-Rad entdeckt. Ich habe das Klimaticket und damit bekommt man das Wienrad günstiger, über 50 Prozent.“ WienMobil-Rad gibt es das ganze Jahr. Dafür hat sie sich sogar einen Falthelm besorgt, um diesen leicht verstauen zu können.
Zur Corona-Zeit wollte Sabine gar nicht mehr mit der U-Bahn fahren und da hat sich das Radfahren für diverse Wege mehr gefestigt. Seit Corona kann sie an vielen Tagen im Home Office arbeiten. Seitdem nutzt sie das Radfahren vermehrt für Ausflüge oder um sich mit jemandem zu treffen.
„Ich sehe meine Tochter immer Radfahren. Und dann denke ich mir, wenn ich mich mit meiner Tochter treffe, dann komme ich natürlich auch mit dem Rad.“ Das eine geht ins andere über, dadurch, dass Sabine öfter radelt, ist es immer mehr Teil ihres Alltags geworden.
Gut sichtbar sein ist wichtig
„Im Herbst bin ich immer so ein Leuchtkäfer!“ Sabine hat sich dafür einen leuchtgelben reflektierenden Gurt gekauft, so leuchtet bei ihr auf der Brust und am Rücken ein X. Gerade im Herbst ist für sie die Sichtbarkeit in der Dämmerung wichtig. Manche Radfahrer:innen, die nur mit schlechtem Dynamolicht fahren, sieht sie schwer.
Daher ist ihre Empfehlung: Die Menschen auf dem Rad sollten mehr auf sich achten und für alle anderen sichtbar sein. Und in gutes Licht investieren. Es geht nicht so sehr darum, dass man selbst gut sieht, sondern dass die anderen einen sehen – sodass man nicht übersehen wird.
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