Benedikt fährt mit dem Rad zur Schule. Seit er einen Radfahrkurs gemacht hat, darf er das.
Wir treffen uns im Helmut-Zilk-Park, nicht weit von Benedikts Zuhause. Er kommt mit dem Fahrrad, denn wir wollen auch Fotos machen. Benedikt ist 15, wohnt im Sonnenwendviertel in Favoriten und besucht die HTL Spengergasse in Margareten. Dazwischen liegt der Margaretengürtel. Er radelt zur Schule, weil sein Freund das auch tut.
Schulweg und Radfahren in Wien
„Drei Kilometer, also eh ur kurz!“ So beschreibt Benedikt seinen Schulweg. Ein Teil führt über Radwege, der Rest über Mehrzweckstreifen – Radstreifen, die nur durch eine Strichlinie von der Auto-Fahrbahn getrennt sind. Sein Schulweg kreuzt die Favoritenstraße: „Da fahren selten Autos, da schaut niemand auf die Ampel. Da geht jeder bei rot oder grün – das ist halt nervig. Und, dort war auch urlange eine Baustelle. Das heißt, man musste 500 Meter schieben – das ist halt echt zach!“
„Wenn man um 8 Uhr kommt, dann geht’s gut. Wenn man später kommt, muss man sich zu einem anderen Fahrrad hängen. Man könnte ein, zwei Bügel mehr hingeben.“ Die Radbügel an seiner Schule sind knapp bemessen. Sein Freund radelt aus Liesing, fährt den Berg rauf und wieder runter. Ab dem letzten Stück der Landgutgasse fahren sie zusammen. Die Unterführung beim Margaretengürtel findet Benedikt nicht so schwierig. Dort ist ein Mehrzweckstreifen: „Manchmal stehen die Autos drauf, das ist ziemlich nervig. Es ist ein bisschen herausfordernd, aber es ist eine Ampel, da hab ich Grün, und dann fahr ich.“
Diese drei Kilometer mit dem Bus, stehe ich halt die ganze Zeit im Stau. Der 14A steht immer im Stau. – Mit dem Rad ist es viel schneller und flexibler ist es auch. Und man macht natürlich Sport dabei.
„Diese drei Kilometer mit dem Bus, stehe ich halt die ganze Zeit im Stau. Der 14A steht immer im Stau. – Mit dem Rad ist es viel schneller und flexibler ist es auch. Und man macht natürlich Sport dabei.“ Selbst bei Regen fährt Benedikt. Kotschützer hat er sich für sein neues Fahrrad schon gekauft, aber noch nicht montiert.
Auch andere Wege in der Stadt fährt er mit dem Rad, etwa zum Sportplatz Rax. Die stark von Autos befahrene Raxstraße meidet er und nimmt lieber Parallelstraßen.
Radfahren lernen
Wann er Radfahren gelernt hat, weiß Benedikt nicht mehr. „Ich bin draufgestiegen und konnte fahren.“ Vorher hatte er ein Laufrad. „Radfahren ist wie Schwimmen!“ Wenn man es einmal kann.
Sein Freund hat in der Schule die Freiwillige Radfahrprüfung gemacht und einen Radfahrkurs besucht. Benedikts Klasse nicht. Benedikt hätte die Prüfung gern gemacht. „Nicht weil ich dann früher schon alleine hätte Fahrradfahren können, sondern weil ich dann einfach weiß, wie ich mich im Straßenverkehr verhalte.“ Theorie und Verkehrsschilder hatten sie in der Schule nicht. Sein Freund empfahl ihm die App »Fahrradchampion« vom ÖAMTC, mit Fragen wie beim Führerschein, nur fürs Rad. Damit hat er sich sein Wissen selbst angeeignet.
Nicht weil ich dann früher schon alleine hätte Fahrradfahren können, sondern weil ich dann einfach weiß, wie ich mich im Straßenverkehr verhalte.
Radfahrkurs bei Schulterblick
Der Kurs bei »Schulterblick« war Benedikts erster. „Ich bin davor nicht so viel Rad gefahren und ich hab mich halt nicht so gut ausgekannt im Straßenverkehr – meine Mutter wollte, dass ich mich sicherer fühl!“ Erst danach durfte er mit dem Rad zur Schule.
Den Kurs hat er allein gemacht. Mit Robert von »Schulterblick« fuhr er den Schulweg und andere Strecken in der Stadt. „Ich hab eh relativ viel dabei gelernt. Es war auch gut, dass ich den Schulweg mal gefahren bin.“ Vorher hatte Benedikt nicht darauf geachtet, wie man im Straßenverkehr Rad fährt. Er war meist mit seiner Mutter im Auto, mit dem Scooter oder zu Fuß unterwegs.
Besonders erinnert er sich an die Haltelinien bei Ampeln: Wo man stehen bleibt, wann man vorfahren kann, um die Kreuzung besser zu überblicken.
Benedikts Familie
Benedikt und sein Freund sind die einzigen in ihrer Klasse, die mit dem Rad zur Schule kommen. „Manche werden auch mit dem Auto hingeführt, was ich vollkommen absurd finde. Außer, wenn man in Niederösterreich wohnt, kann man bitte alleine hinfahren.“ Seine Mutter fährt Rad, sein Vater ab und zu. Früher radelten sie ein paar Mal im Jahr zur Donau: Benedikt, sein Vater und sein jüngerer Bruder. Der Bruder fährt mit der U-Bahn zur Schule am Laaer Berg. Die Mutter radelt zur Arbeit.
Den Kurs machen und einfach fahren. Was man in dem Kurs nicht lernen kann ist halt die Erfahrung. Wenn irgendjemand sich deppert verhaltet, die Taxler, das kann man nicht im Kurs üben.
Tipps und Wünsche
Was rät Benedikt Jugendlichen, die zur Schule radeln wollen? „Den Kurs machen und einfach fahren. Was man in dem Kurs nicht lernen kann ist halt die Erfahrung. Wenn irgendjemand sich deppert verhaltet, die Taxler, das kann man nicht im Kurs üben.“ Und wie findet er Wien zum Radfahren? „Es sind eh viele Radwege. Aber wir waren letztens in Frankreich und die haben in Paris auf einer Fahrbahn einen Streifen einfach abgezwickt und Beton-Blöcke hingestellt und einfach eine ganze Fahrbahn für die Radfahrer gemacht. – Also das ist auch eine gute Idee.“
Zum Schluss noch ein Tipp: „Man muss in der Mitte der Straße fahren, nicht knapp an den Autos vorbei. Nicht an den Rand drängen, damit Autos vorbeifahren können. Dann schleichen die Autos halt hinter dir her – is’ ja wurscht.“ So verhindert man riskante Überholmanöver von Autofahrer:innen und bleibt sicher und sichtbar.
„Man muss in der Mitte der Straße fahren, nicht knapp an den Autos vorbei. Nicht an den Rand drängen, damit Autos vorbeifahren können. Dann schleichen die Autos halt hinter dir her – is’ ja wurscht.“

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