Wir stellen uns vor! Einblicke, wer die Menschen bei Schulterblick sind und was sie antreibt.

Daniel, Anfang 30, ist Raumplaner und Fahrradmechaniker. Er ist mit Schulklassen nicht nur am Fahrrad unterwegs, sondern mit dem Verein Wanderklasse auch zu Fuß – um Stadtplanung erlebbar zu machen. Generell macht er, wenn die Chemie stimmt, gerne seine Hobbys zum Beruf – so kam er auch zu Schulterblick. 

Wie hat Schulterblick dein Leben, deine Welt, verändert?

Ich hab viel gelernt bei Schulterblick – die Perspektive aufs Radfahren, dass es wichtig ist, der jüngeren Generation solche Themen näher zu bringen, war mir schon bewusst; aber Schulterblick hat mir nochmal die Details und Möglichkeit gegeben, den Kids das auch beizubringen. Ich finde diese Message, die Schulterblick trägt cool: Alle können im Straßenverkehr radfahren und Spaß daran haben – wenn man weiß, wie man gut kommuniziert.

Wie bist du zu Schulterblick gekommen?

Ich bin viel mit dem Radl unterwegs und dadurch in diesen Kreisen. Der Fabi, ein Freund, war bei Schulterblick und hat mir das nahe gelegt. Also habe ich mit Robert und Sophia gequatscht und das hat menschlich und inhaltlich gepasst – ich war schnell dabei. Kurz nach meinem Einstieg, machte ich dann auch die Ausbildung zum Radfahrlehrer. Seitdem bin ich immer mehr involviert. Obwohl mir die zeitlichen Ressourcen manchmal fehlen.

Ich habe das Gefühl, dass sich Schulterblick weiterentwickelt, es stellt sich auf breitere Beine, die standhafter sind.

Auch organisatorisch, intern wird es professioneller. Die Grundstruktur wird durchsichtiger und nachvollziehbarer.

Welchen Bezug hattest du davor zum Radfahren?

Als Kind habe ich in Salzburg den Fahrradführerschein gemacht – im Straßenverkehr, das fand ich cool. Ich bin auf der anderen Seite der Stadt in die Schule gegangen und dort öfter mit dem Rad hingefahren, und habe Radausflüge mit meinen Eltern gemacht. Dann kam das Moped und war spannender. Familiär bin ich sehr autoaffin aufgewachsen.

In Wien war ich anfangs nur mit den Öffis unterwegs. Dann habe ich angefangen für Foodora zu fahren, hab also mit dem Rad Essen ausgeliefert – da lernt man die Stadt richtig kennen. Seitdem fahre ich alles mit dem Rad, zu jeder Jahreszeit. Ich habe dann auch angefangen an Rädern herumzuschrauben, bin Radmechaniker geworden, und dann zu Schulterblick gekommen.

Was ist dir von der Ausbildung besonders in Erinnerung geblieben?

Es war generell eine nette Runde. Ich habe viel mehr gelernt als ich erwartet habe, zum Umgang mit den Kids zum Beispiel. Wir haben auch Organisatorisches besprochen in den Pausen, was ich mega spannend fand. Die Teilnehmerin aus Deutschland ist mir auch in Erinnerung geblieben, dass sie extra aus Hannover gekommen ist, war mega cool.

Was ist einzigartig an unserer Radfahrschule?

Wir haben das Thema Radfahren im Verkehr und das Miteinander im Fokus – das ist essentiell fürs Radfahren und dessen Akzeptanz.

Nur so kann man es in allen Köpfen präsenter machen, weil niemand dagegen argumentieren kann, dass es ein Miteinander ist.

Das hat keine andere Radfahrschule. Spaß und so OK – aber ohne das Üben im Straßenverkehr ist es eine Freizeitaktivität. Wenn man will, dass mehr Menschen Rad fahren, sollte man den Fokus auf das Radfahren im Alltag legen.

Was ist einzigartig an dem Beruf des Radfahrlehrers?

Erstens ist es draußen, das ist cool. Zweitens sind die Kids echt motiviert. Ich arbeite viel mit Kindern, auch in anderen Bereichen und da ist oftmals die Motivation nicht so groß. Beim Radfahren sind immer alle dabei.

Ich glaub es ist ein Riesenschritt für ein Kind aufs Fahrrad zu steigen und ein großer Raumgewinn, der damit einhergeht. Wenn man statt zu Fuß auf einmal mit dem Rad unterwegs ist, kann man viel mehr Strecke zurücklegen – die Welt wird größer!

Hat dich etwas an der Arbeit als Radfahrlehrer bei Schulterblick überrascht?

Nein, eigentlich nicht. Außer Kleinigkeiten bei den Kids selbst, z. B. wie sie reagieren: Manchmal geht’s super easy und sie haben Spaß die Regeln zu befolgen; dann ist es wieder schwierig, irgendetwas zu kommunizieren – da muss man extrem feinfühlig sein.

Warum fährst du Fahrrad und was hat sich verändert, seit du bei Schulterblick bist?

Es macht Spaß. Ich bin draußen, was ein großer Punkt für mich ist. Oft sitzt man ja viel drinnen im Alltag. Man ist unabhängig. Überall. Das heißt, man muss nicht aufs Handy schauen, um ein Uber zu holen oder Öffi-Verbindungen zu suchen – wenn man sich mal auskennt, kann man einfach aufs Fahrrad steigen und herumfahren. Das ist schon geil.

Seitdem ich bei Schulterblick bin, hat sich mein Bewusstsein für die Regeln geschärft. Ich fahre jetzt auch mit Helm. Kommunikativer am Rad bin ich schon seit Foodora, weil es einfach ein Sicherheitsaspekt ist. Ich bin auf jeden Fall weggekommen vom Rasen: Mir ist egal, wie langsam ich fahre, ich bin immer noch schneller als die meisten anderen Verkehrsteilnehmer:innen.

Was wünschst du dir fürs Radfahren im Straßenverkehr?

Klare, angepasste Regeln fürs Radfahren. Ampeln sind für Autos da, kein:e andere:r Verkehrsteilnehmer:in braucht die – das ist nur dem hohen Tempo geschuldet. 30 in der Stadt zu fahren reicht vollkommen.

Grad in Seitenstraßen ist es sinnlos, da kommst du gar nicht dazu, so hoch zu beschleunigen. Und wenn du es dennoch machst, belästigt du alle und ist mega gefährlich. Das kriegt man als Radfahrer am meisten mit, als Fußgänger ist man auf den schmalen Gehsteigen oft abgekapselt vom Straßenverkehr. Auch, dass oft viel zu wenig Platz ist, zum Überholen. Und gerade dann Autofahrer:innen die Geduld verlieren, obwohl danach eh eine rote Ampel kommt. Das heißt, auch von den Autofahrer:innen wünsch ich mir mehr Miteinander im Verkehr!

Es braucht bessere Infrastruktur, mehr Radabstellplätze – Radfahren muss viel sichtbarer werden. Es ist echt bedrückend, wie langsam das vonstatten geht.

Was tust du, außer den besten Job der Welt auszuüben, sonst noch gern?

Andere coole Jobs machen. Mein Studium abschließen. Ich engagiere mich gern für viele verschiedene Dinge, vor allem wenn sie mit coolen Menschen zu tun haben.  Deswegen bin ich bei der Wanderklasse und jetzt auch beim Kollektiv Kaorle dabei, wo wir einen soziokulturellen, niederschwelligen Kreativraum zum Treffen, Arbeiten und Werkeln jeder Art schaffen.

Fotos Radreparaturworkshops: AK Wien Thomas Lehmann