Wir stellen uns vor! Einblicke, wer die Menschen bei Schulterblick sind und was sie antreibt.

Bernhard, Ende 30, ist Erlebnispädagoge, arbeitet als Trainer mit Teams und gibt Workshops zu Gewaltprävention und Gendergerechtigkeit an Schulen. Bei Schulterblick bringt er seine Expertise als Moderator bei Jour Fixes und Klausuren ein. „Das gute Leben für alle“ mitzugestalten, ist sein Antreiber im Leben. 

Wie hat Schulterblick dein Leben, deine Welt, verändert?

Ich habe einen anderen Blick auf Verkehr und Mobilität bekommen: Ich bin bewusster unterwegs im Straßenverkehr und auch sicherer. Und, ich habe durch Schulterblick Leute kennengelernt, die ähnliche Ansichten haben und auf einer ähnlichen Welle unterwegs sind.

Auch mein Blick auf die Stadt hat sich verändert. Das Bewusstsein, dass zu wenig sicherer Radverkehr möglich gemacht wird, durch die Infrastruktur zum Beispiel. 

Wie bist du zu Schulterblick gekommen?

Im wahrsten Sinne des Wortes über zwei Ecken: Über eine Arbeitskollegin, die mich auf eine Gruppe selbständiger Personen aufmerksam gemacht hat, die sich treffen und vernetzen: Dort habe ich Beatrice kennengelernt.

Von Beatrice habe ich von Schulterblick erfahren, und mich dann ganz kurzfristig für die Ausbildung angemeldet. Das war für mich einfach, damals: Ich stand am Beginn meiner Selbständigkeit; hatte coronabedingt nur sporadisch Aufträge; bin für Mjam gefahren, um mich über Wasser zu halten und war auf der Suche nach weiteren Einkommensquellen – vor allem wollte ich draußen und in Bewegung mein Geld verdienen. Und das hat gepasst, mit meinem pädagogischen Background und meiner Passion fürs Fahrradfahren.

Welchen Bezug hattest du davor zum Radfahren?

Ich komme aus einer „Öko-Radfahrer-Familie“, wir waren immer schon mit dem Rad unterwegs. Es gab kaum eine Zeit, in der ich nicht Rad gefahren bin. 

Linz ist ja eigentlich eine coole Radfahrstadt! Nicht weil’s so gute Infrastruktur hat, sondern eine gute Größe: Mit dem Radl, selbst wenn man gemütlich fährt, ist man schneller als mit den Öffis.

Was ist dir von der Ausbildung besonders in Erinnerung geblieben?

Wir haben einiges in Kleingruppen gemacht, was ich immer sehr spannend finde. Also die Methode, nicht frontal – eher praktisch und offen – im Sinne von viel Platz für Diskussionen. Ich kann mich auch an eine Ausfahrt und die schöne Location erinnern, wo die Ausbildung stattfand.

Dieser Gemeinschaftsaspekt gefiel mir. Ich mag das, wenn man in anderen Kontexten mit „Arbeitskollegen“ zam kommt – sei‘s bei einer Klausur oder einem Betriebsausflug. Einfach die Möglichkeit, die Leute anders kennenzulernen.

Was ist einzigartig an unserer Radfahrschule?

Ich glaube einerseits Robert, als Pionier, der schon seit Ewigkeiten Fahrradausbildungen mitgestaltet. Also diese Expertise und Vernetzung durch die lange Zeit, in Wien und mit anderen Gruppen.

Und, andererseits, dieser Fokus auf das Miteinander: Im Verkehr, ist es uns wichtig den Kids zu vermitteln, dass es zum Beispiel Spaß macht, sich zu bedanken, wenn jemand einem Vorrang gibt. Und, dass das nicht nur Floskeln sind, oder Vorgaben, die wir im Kurs vermitteln – sondern dass wir das im Team leben. Diese Wertschätzung merkt man menschlich und auch finanziell.

Was hat dich an der Arbeit als Radfahrlehrer bei Schulterblick überrascht? Was ist einzigartig an dem Beruf?

Wie schnell Kinder, die nicht Fahrrad fahren können, das lernen. Ich hab davor die Vorstellung gehabt, da muss man aufwachsen mit einem Laufrad, um die Balance halten zu können. Aber dass es auch möglich ist, ohne jegliche Vorkenntnisse und teilweise mit wenig Körpergefühl, es trotzdem schnell – oft schon im Kurs – zu schaffen, hat mich überrascht.

Einzigartig am Beruf des Radfahrlehrers bei Schulterblick ist, dass es nicht nur im Kreideparcour stattfindet, sondern dass wir mit den Kindern wirklich im Verkehr unterwegs sind.

Als Pädagoge ist mir natürlich bewusst, das es da Gefahren gibt. Ich hab entsprechend Respekt davor gehabt, merk’ aber, dass es sehr gut geht, mit der richtigen Vorbereitung – und, dass die Kids auch Respekt davor haben.

Es gibt kaum mal Kids, die herumblödeln, unkonzentriert sind und sich dadurch in Gefahr begeben – ganz im Gegenteil: Sie sind sich der Verantwortung bewusst, die sie übernehmen, wenn sie im Straßenverkehr unterwegs sind. Das ist echt schön zu sehen.

Warum fährst du Fahrrad und was hat sich verändert, seit du bei Schulterblick bist?

Es ist für mich mittlerweile mehr als nur ein Fortbewegungsmittel. Ich habe schon vor Schulterblick gemerkt, dass es ein wichtiger Teil meiner Psychohygiene ist.

Ich find’s eine super Möglichkeit eine Stadt kennenzulernen und zu erforschen. Früher bist du aus der U-Bahn raus und hast einzelne Punkte auf der Landkarte gesehen. Sobald man regelmäßig mit dem Rad unterwegs ist, verbinden sich diese Punkte und du kommst drauf: „Ah da ist das, das ist ja gar nicht so weit weg!“ Es hat sich das Stadtnetz ein bisschen geschlossen für mich – und dadurch auch die Stadt eröffnet.

Weil’s unglaublichen Spaß macht. Weil’s schneller ist als mit dem Auto. Weil’s zu meiner Selbstständigkeit dazu gehört – ich bin autonom, im wahrsten Sinne des Wortes. Es hat etwas mit Freiheit zu tun!

Was wünschst du dir fürs Radfahren im Straßenverkehr?

Autofahrer:innen, die den Abstand einhalten: Die 1,5 Meter sind ein großer Schritt, aber werden in der Stadt fast nie eingehalten. Weniger Radwege, die einfach aufhören. Es gibt teils ganz schlechte Radinfrastruktur. Das ist extrem schade. Ich lasse mich davon nicht einschränken, da ich mich dran gewöhnt habe. Aber es gibt genug Leute, die gerne Radfahren würden, sich das aber deswegen nicht zutrauen.

In diesem Sinne wünsche ich mir eine Stadtpolitik, die das Potenzial von Radfahren erkennt, dass viele Probleme auf einmal lösen kann: Gesundheits- und Klimaprobleme, um zwei Beispiele auf persönlicher und gesellschaftlicher Ebene zu nennen. Dieses Bewusstsein: Jeder Euro, den man da investiert, kommt mehrfach zurück – und das dann politisch konsequent durchzuziehen.

Was tust du, außer den besten Job der Welt auszuüben, sonst noch gern?

Ich bin gerne draußen unterwegs, in der Stadt und in der Natur, wandernd oder laufend. Ich bin gern unter Leuten und wälze Ideen oder setze mich dafür ein, dass Beziehungen gut funktionieren und Prozesse optimiert werden können.

Der Gedanke, der mich antreibt, ist: „Either you part of the problem, or part of the solution? What‘s your contribution to life?“, das ist eine Zeile der Hip Hop Crew Jurassic 5. So versuche ich meinen Beitrag zu leisten und Teil der Lösung zu sein.